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Raffinierte Verpackungen in der Natur
Manche Zahlen und Fakten darf man sich wirklich nicht genauer zu Gemüte führen, weil einem fast schwindelig wird. Doch wer sich mit den Zusammenhängen zu Verpackungen und Umweltschutz en Detail auseinandersetzt, der wird einen Schreck bekommen. Plastiktüten brauchen 20 Jahre, um von der Natur abgebaut zu werden. Getränkedosen aus Metall 200, eine PET Flasche 450 und eine Angelschnur 600 Jahre. Angesichts der Menge an Plastikmüll, die wir täglich produzieren, ein echtes Horrorszenario. Kann man das nicht besser machen? Doch, es geht tatsächlich. Mit Hilfe von Mutter Natur selbst.
Es ist ziemlich klar, was sich verändern muss. Verpackungen wird es immer geben, muss es immer geben. Es ist keine Alternative, dass sich jeder Mensch vom Anbau im eigenen Garten ernährt. Es ist auch keine Lösung auf Konsum zu verzichten und in der leeren Holzhütte zu leben. Milliarden von Menschen auf diesem Planeten verdienen ihren Lebensunterhalt direkt oder indirekt damit, dass internationaler Handel betrieben wird. Ohne diesen würden weite Teile der Weltbevölkerung ihre Existenz verlieren. Für eine wirtschaftlich sinnvolle Lebensweise müssen Dinge von einem Ort zum anderen gebracht werden. Auch im Laden kann man nicht alles unverpackt lassen, schon aus hygienischen Gründen nicht. Es ist also nicht die Frage, ob man Verpackungen abschafft. Die Lösung liegt viel mehr darin Optionen zur Verfügung zu stellen für Verpackungen, die nicht ungefähr 50-600 Jahre lang irgendwo herumliegen. Optimale Verpackungen der Zukunft sollten im Idealfall biologisch abbaubar sein. Warum? Weil Kunststoff zwar einigermaßen gut recycelt werden kann. Problem daran ist, dass es immer wieder an Orte in der Natur gelangt, wo es eben nicht so schnell und einfach ins Kreislaufsystem integriert werden kann. Zum Beispiel auf dem Meeresgrund, in Wälder und anderen Orte. Dort muss man sie erstmal wieder einsammeln.
Zum Glück tut sich etwas in diese Richtung. Unternehmen, Wissenschaftler und sonstige Tüftler erarbeiten immer wieder neue Lösungen, mit denen sich Verpackungsmaterial aus Kunststoff ersetzen lassen. Ideen dafür generiert vor allem Mutter Natur. Wie intelligent und praktisch diese sein können, das zeigen uns die Autoren von diesem Buch: „Genial geschützt: Raffinierte Verpackungen in der Natur“. Dass solche modernen Materialen in der Wirtschaft eine immer größere Rolle spielen, das bestätigten uns die Experten für Lohnabfüllung. Sie berichten von einer gestiegenen Nachfrage seitens der Kunden nach umweltverträglicheren, nachhaltigen Verpackungen.
Daten zum Buch
Autorinnen: Ruthild Kropp, Maike Drewing, Anja Schweia-Buttero, Astrid Röpke plus weitere
Herausgeber: wbg Theiss in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg); 1. Edition (1. März 2015)
Gebundene Ausgabe: 192 Seiten
ISBN-10: 3806230145
ISBN-13: 978-3806230147
Zum Buch-Inhalt von „Genial geschützt …“
Bei diesem Buch handelt es sich nicht um das Werk aus einer Feder. Stattdessen wurden mehrere Autoren darum gebeten einzelne Beiträge zu liefern. Sie alle sollten sich um Beispiele für natürliche Materialien drehen, aus der Welt der Pflanzen und Tiere. Damit bauen die Beiträge nicht aufeinander auf, sondern liefern Ideen für verschiedene Richtungen. Was ist der Plan dahinter?
Man könnte sagen: Die Natur ist eine Meisterin darin Verpackungen zu entwickeln. Sie hat Lebewesen erschaffen, die aufgrund einer biologischen Besonderheit ganz besonders gut geschützt sind, oder sich rasend schnell bewegen usw. All das wird möglich, weil ihre Oberfläche eine bestimmte Struktur und eine ausgefallene Chemie aufweist. Hier einige Beispiele:
Haifische und ihre Haut
Die Haut vom Haifisch hat eine besondere Struktur. Sie ermöglich es sich nahezu ohne Reibungseffekt durchs Wasser zu bewegen. Ausrüster für Schwimmanzüge haben dieses Prinzip kopiert, so dass Olympioniken mit den besseren Outfits neue Weltrekorde aufgestellt haben.
Kokosnüsse schützen den Kopf
Kokosnüsse fallen vom Baum und brechen häufig nicht. Ihre Form und die Eigenschaften ihres Materials machen es möglich. Ihre Bauweise inspirierte die Konstruktion von Motorradhelmen.
Bienenwachs als verformbare Schutzschicht
Waben von Bienen sind ungeheuer weich und knetbar. Sie bieten aber einen guten Schutz gegen Flüssigkeiten. Von der Natur kann das Material problemlos wieder aufgearbeitet werden.
Der Lotusblüteneffekt
Die Lotus-Blume hat eine Oberfläche, an der nahezu keinerlei Schmutz oder sonstige Partikel hängen bleiben.
Diese Beispiele zeugen davon, dass in der Umwelt bereits dutzende von Lösungen dafür entwickelt wurden, um Lebewesen vor den Einwirkungen von Kraft, Witterung oder Temperatur usw. zu schützen. Warum erzählt man uns das? Ganz einfach. Hinter all diesen Mechanismen steckt im Endeffekt auch nur Physik, Chemie oder Biologie. Mit den Mitteln der heutigen Forschung lassen sich diese Prozesse sehr detailliert analysieren. Einige davon gelingt es dann möglicherweise nachzuahmen. Das würde schon sehr viel helfen. Anstatt elektrische Geräte in einer Kunststoffhülle zu beherbergen, wäre es vielleicht möglich irgendwann mit einem Extrakt aus Pflanzen zu arbeiten. Mittlerweile gibt es in fast jedem Laden biologisch abbaubare Müllbeutel. Sie bestehen aus Polymeren, die Bakterien und Pilzen als Nahrung fungieren. Anstatt über Jahre herumzuliegen, werden sie in relativ kurzer Zeit einfach zerlegt. In Anbetracht der Mengen, die jedes Jahr in die Welt gelangen, könnte das unzähligen Tonnen an Plastikmüll sparen.
Insgesamt erwarten Sie als Leser 27 solcher hoch interessanten und inspirierenden Beiträge zu technischen Meisterwerken aus der Natur. Natürlich könnte man jetzt sagen: Schön und gut, das mit den natürlichen Verpackungen. Doch was davon wird wirklich umgesetzt? Die Frage ist durchaus berechtigt. Doch man sollte sich vielleicht einfach von dem Gedanken verabschieden, dass eine bessere Außenhülle nur dazu dienen kann Müll einzusparen. Schiffe, die mit modernem Lack angestrichen werden, der die Reibung reduziert, verbrauchen weniger Treibstoff. Ebenso neu entwickelte Rotorblätter für Flugzeugturbinen, die von Federn der Vögel inspiriert wurden. Sie reduzieren immens den Kraftstoffverbrauch, so dass weniger CO2 in die Welt gelangt.
So kreativ die Natur ist, so kreativ sollten die Menschen darin sein ihre unglaublichen Tricks zu kopieren und in die Realität umzusetzen. Vielleicht wird es nicht heute passieren, aber das Prinzip der Nachahmung sollte auf jeden Fall eine Anregung sein. Denn manchmal hat man die grundlegende Technik schon vor der Haustür, man muss sie dann nur noch irgendwie zur Anwendung verhelfen. So spart man sich jahrelanges Tüfteln und Überlegen.
Fazit
Ein sehr gutes Buch mit zahlreichen wertvollen Anregungen für die Zukunft. Die Autoren sind anerkannte Biologen und Naturwissenschaftler. Sie wissen ganz genau, wovon sie sprechen. Ein deutlicher Pluspunkt sind die vielen Bilder, Fotos, Tabellen und Diagramme. Sie verdeutlichen die Zusammenhänge noch viel besser. So wird dieses Werk eben nicht nur für versierte Biolog ein Genuss, sondern kann auch dem Laien einen wertvollen Input geben.
Die Stimmung wird ein klein wenig getrübt durch die Tatsache, dass es bereits seit 2015 auf dem Markt ist. Es ist immer noch hoch aktuell, das ist nicht das Problem. Allerdings wird man sich dann doch wieder bewusst, wie wenig seither in einigen Bereich passiert ist. Noch immer füllen sich in den Haushalten täglich die gelben Säcke mit Unmengen von Plastik. Noch immer gibt es riesige Müllberge, die nicht im Kreislaufsystem landen, sondern irgendwie aus diesem herausfallen. Es gibt auf jeden Fall noch viel zu tun und zu optimieren. Doch klar ist auch, dass solche Dinge Zeit brachen. Zudem hat man ja schon so einige Erkenntnisse verwertet. Hoffen wir, dass es bald noch mehr werden.
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